Peter Götz
Aus der Gosse in den Porsche
Seit mehr als fünfundzwanzig Jahren steht der in Veitsbronn lebende Peter Götz für beruflichen Erfolg in der Immobilienbranche. Seine Geschäftspartner schätzen seinen Sachverstand, seine Menschenkenntnis und Loyalität, sagt er und ergänzt, dass sie ihm vertrauen würden. Doch hätten sie das auch getan, wenn sie über seinen außergewöhnlichen Lebensweg informiert gewesen wären? Denn der war nicht immer geradlinig. Götz war kein Junge aus gutem Hause, dessen Lebensweg vorgezeichnet war. Welche Höhen und Tiefen er durchleben musste, um in ruhigeres Fahrwasser einzulaufen, beschreibt er in seiner Autobiografie „Aus der Gosse in den Porsche“, die im Verlag „tredition“ erschienen ist.
Darin erzählt Götz unter anderem von dem vermeintlichen „Problemviertel“, in dem er aufgewachsen ist, und von multi-kulturellen Freundschaften, die er bis heute pflegt. Aber vor allem von zufälligen Ereignissen, die ihm völlig neue Perspektiven eröffneten und ihn schließlich zu dem erfolgreichen Unternehmer machten, der er heute ist. Denn von einem starken Willen, es „weit nach oben“ zu schaffen, konnte keine Rede sein, und Ehrgeiz schien für ihn lange Zeit ein Fremdwort zu sein. Sein Resümee: Es ist eine Lüge, dass man „erfolgreich sein“ erlernen kann. Vielmehr sind es Begegnungen und Zufälle, die einen Erfolg begünstigen. Und schließlich – was man selbst daraus macht. Josh Reuter sprach mit Götz über Lebenskrisen, das große Geld und Statussymbole.
Warum haben Sie Ihre Autobiographie geschrieben? „Weil ich all jenen, die gerne Multimillionär werden möchten, etwas Entscheidendes aufzeigen wollte: Dass es nämlich, anders als es den meisten Menschen suggeriert wird, eben nicht ausreicht, fleißig und ehrgeizig zu sein, sondern dass es sehr stark auf Zufälle und gewisse Begegnungen ankommt, ob man sein Ziel erreicht.“
Wen wünschen Sie sich als Leser Ihres Buches?
„Jugendliche, die davon träumen, erfolgreich im Leben zu sein, außerdem all jene Menschen, die ehrgeizig und fleißig sind, es aber trotzdem nicht zum Multimillionär geschafft haben. Vielleicht erkennen sie durch mein Buch, dass zufällige Begegnungen und ein gewisses Maß an Glück dazu gehören.“
Was würden Sie jemandem raten, der in seinem Job nur noch unzufrieden ist?
„Dass er den Mut aufbringen sollte, den Job zu wechseln.“
Welche Rolle hat der Zufall in Ihrem Leben gespielt?
„Der Zufall war entscheidend. Ohne Zufall und Glück wäre ich heute nicht da, wo ich bin.“
Lässt sich Erfolg planen?
„Nein. Wie sagt man so schön: Es kommt immer anders als man denkt. Das hat die Corona-Pandemie leider einmal mehr eindrucksvoll gezeigt.“
Wie wichtig sind Ihnen Statussymbole?
„Eher weniger wichtig. Für denjenigen, der es sich nicht leisten kann, sind viele Dinge eine Art Statussymbol oder sogar Luxus. Für denjenigen, der sie sich leisten kann, sind es meist nur Gebrauchsgegenstände.“
Was stört Sie an Büchern anderer Selfmade-Millionäre?
„Dass die meisten sich in den Vordergrund stellen und sagen, wie fleißig und zielstrebig sie sind, und dass jeder alles erreichen kann. Wenn man aber das Buch aufmerksam liest, wird man zwischen den Zeilen lesen, dass auch hier Glück und zufällige Begegnungen oftmals die Grundlage oder die Basis für den späteren Erfolg waren.“
Hatten Sie prägende Vorbilder?
„Ja, aber nicht im klassischen Sinn. Bei mir waren es eher viele Menschen in alltäglichen Begegnungen, von denen ich vieles abschauen und lernen konnte. Angefangen vom Sozialhilfeempfänger bis hin zum Vorstandsvorsitzenden von Großkonzernen.“
Was würden Sie mit Ihrer jetzigen Erfahrung Ihrem eigenen Teenager-Ich sagen?
„Dass alles Negative auch etwas Positives hat. Obwohl man es nicht sofort sieht. Mit einem gewissen Abstand aber wird man das Positive erkennen. Mich persönlich haben die negativen Erlebnisse erfolgreicher gemacht als die Positiven.“
Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie bereuen?
„Nein, da gibt es nichts. Alles Negative hat auch etwas Positives.“
Worauf sind Sie besonders stolz?
„Dass die Menschen von mir sagen, ich sei bodenständig geblieben und hätte ein soziales Herz.“
Großes Geld, sagt man, verändere den Charakter. Ist da was Wahres dran?
„Auf mich persönlich trifft das nicht zu. Es sind mir aber Menschen begegnet, bei denen würde ich es durchaus bestätigen. Das waren meist Menschen, die vorgegeben haben, das große Geld zu haben, es aber tatsächlich gar nicht hatten. Bei wirklich vermögenden Menschen konnte ich nie feststellen, dass dieser Spruch gestimmt hätte.“
Was bedeutet für Sie Glück? Was Erfolg?
„Glück gehört dazu. Erfolg ist, wenn Du es schaffst, glücklich durchs Leben zu gehen. Geld ist nicht gleich Erfolg.“
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
„Keine. Ich möchte das Leben einfach laufen lassen. Wie bereits erwähnt: Es kommt immer anders als man denkt.“
Es gibt dieses Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Liegt es immer an einem selbst, ob man aus seinem Leben etwas macht?
„Meine persönliche Erfahrung ist, dass man immer andere Menschen braucht, um etwas aus seinem Leben zu machen. Meine Erkenntnis war stets: Man braucht das Wissen der „Alten“, die diese Lebenserfahrung bereits gesammelt haben.“
Sie hatten viele Lebenskrisen – wie sind Sie da immer wieder rausgekommen?
„Meine Oma hat immer gesagt: ‚Wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“. Aber im Ernst: vielleicht habe ich eine Gabe, dass ich abends ins Bett gehe – mit den sogenannten Lebenskrisen – und früh aufwache und für diese eine Lösung parat habe und sie somit für mich kein Problem mehr darstellen.“
Hatten und haben Sie gute Vorsätze für 2022?
„Ich nehme das Leben so wie es kommt.“
© JOSH 2022