Advent, Weihnachten und ehrenamt Christkind in der Krise!?

Verantwortung für die Gesellschaft

Eines haben die verschiedenen ehrenamtlichen Tätigen alle gemeinsam: Sie alle unterstützen Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen und bereichern das Zusammenleben und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Die Stärke eines Landes wird an Wirtschaftszahlen festgemacht oder durch die Qualität der Sozial- und Gesundheitsversorgung bestimmt. Auch wenn das eine hohe Aussagekraft hat, der wichtige Aspekt des freiwilligen Engagements der Bürgerinnen und Bürger wird oft nicht ausreichend beachtet. Und leider gerade, wenn es sich um junge Menschen dreht. Deren Engagement hat enorme Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es fördert nämlich die demokratischen Werte, stützt die individuelle Teilhabe, damit den Wohlstand, das kulturelle Leben, stabile demokratische Strukturen und soziale Bindungen, ja die gesellschaftliche Integration aller mit allen.

Das Ehrenamt ist so gesehen das Rückgrat unserer Gesellschaft. Rund 30 Millionen Menschen setzen sich in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl in Deutschland ein. In Bayern ist die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, besonders groß. Rund 47 Prozent der Menschen über 14 Jahre, also fast 5,2 Millionen Menschen, sind ehrenamtlich tätig. Bürgerschaftliches Engagement ist deshalb eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Ihr Engagement ist dabei so wichtig wie verschieden. Die einen sind Retter, wenn die Not am größten ist. Sie löschen Feuer, bekämpfen Katastrophen oder leisten Erste Hilfe. Andere übernehmen Aufgaben im Verein, begleiten Menschen mit Behinderungen im Alltag oder kümmern sich um Alleingelassene. Die Möglichkeiten des freiwilligen Engagements sind breit aufgestellt und in fast allen Lebensbereichen aufzufinden.

Das Ehrenamt in Deutschland ist also allgegenwärtig und der „Job“ in der Adventszeit als Christkind den Menschen Zuversicht, Hoffnung und Glauben zu geben, gehört da ganz wichtig dazu. Und derzeit ist es gar nicht so leicht, ein Christkind zu finden. In Seukendorf jedoch ist diese Tradition fest verwurzelt. Schließlich ist die zweite wichtige Figur im herbstlichen Festreigen die Heilige Katharina, die als Helferin bei Leiden der Zunge und Sprachschwierigkeiten hoffentlich über die derzeit oft verbreitete Sprachlosigkeit hinweg hilft. In diesem Sinne – ganz vorneweg, ein Danke von ganzem Herzen an alle Ehrenamtlichen – nicht nur in Veitsbronn und Umgebung, sondern überall auf unserem so einzigartigen Planeten im Schein der Kerzen der heiligen Nacht! Das Christkind aber schwebt über allem. Hilft uns das Christkind in der Krise? Darum haben wir stellvertretend das „alte“ und das „neue“ Seukendorfer Christkind befragt.

Das „alte“ Seukendorfer Christkind: Raba Kutzberger

Das lange Haar gewellt, das wallende Gewand mit goldener Stickerei verziert und bekrönt mit einem Stern – so war Raba Kutzberger in den Jahren 2019 und 2020 als Christkind in Seukendorf unterwegs. Sie brachte Präsente und Freude, schenkte Liebe und machte die Herzen weit. Sie verzauberte mit ihrer sympathischen Art und ließ Erinnerungen an längst vergangene Weihnachten wieder wach werden. Das himmlische Ehrenamt hat bei ihr sicherlich auch etwas gefestigt: für andere da sein. Trotz der Pandemie war einiges an Engagement möglich, den Seukendorfern – und nicht nur denen – besondere Weihnachtsgefühle zu vermitteln und zusammen mit dem Bürgermeister Werner Tiefel in der Adventszeit den Menschen eine Sehnsucht nach der verlorenen Ganzheitlichkeit etwas zu erfüllen. In einem weihevollen Jahres-Happy-End haben sich ideale Vorstellungen von Harmonie und Zusammenhalt, von umfassender Liebe und Bergung, von gespannter Ruhe und freudig bewegter Muße im Christkind personifiziert. Josh Reuter sprach mit der 17-Jährigen, die derzeit das „Centrum für Pflegeberufe“ am Klinikum Nürnberg besucht, über ihre vergangene Amtszeit als himmlisches Wesen und ließ sich von ihr verraten, wie es dem Christkind gelingt, in einer Nacht alle Menschenkinder zu beschenken.

Warum wolltest Du unbedingt Christkind in Seukendorf werden?
„Ich wollte Christkind werden, weil es mir Spaß macht, anderen eine Freude zu bereiten.“

Was genau waren Deine Aufgaben als Christkind in Seukendorf?
„Als Christkind habe ich Mädchen und Jungen, genauso wie ältere Menschen in Heimen oder bei Ausflügen besucht. Ganz besonders wichtig war natürlich mein Auftritt beim Seukendorfer Adventsmarkt.“

Was wolltest Du den Menschen als Christkind vermitteln?
„Mir war als Christkind immer wichtig, jedem Menschen – egal wie er ist, woher er kommt, oder wo er lebt – Liebe und Geborgenheit zu schenken.“

Was würdest Du Deiner Nachfolgerin für Tipps/Ratschläge zur Ausübung ihrer neuen Aufgabe mit auf den Weg geben?
„Hör auf dein Herz und zeige, wie viel Freude du am Christkind-Dasein hast.“

Erinnerst Du Dich noch an deinen ersten Auftritt als Christkind?
„Mein erster Auftritt war im Seniorenheim der AWO Cadolzburg in Egersdorf. Ich war sehr aufgeregt, hatte aber sehr viel Spaß und nach den ersten Worten war auch die Aufregung vergessen. In Erinnerung ist mir dabei vor allem die Freude der Menschen geblieben, die sich durch mich an ihre Kindheit erinnert haben.“

Hast Du etwas für Dich persönlich aus diesem besonderen Amt gelernt?
„Ich habe wieder einmal gemerkt, wie viel Spaß und Freude es macht, aber auch wie wichtig es ist, anderen Menschen eine Freude zu machen.“

Gab es während Deiner Zeit als Christkind besonders berührende Begegnungen?
„Ja, auf jede Fall! Eine Bewohnerin des Seniorenheimes hat bei meinem Besuch vor Freude geweint. Das hat mich sehr berührt.“

Wie hält man sich als Christkind am besten warm?
„Mit einem dicken Pulli, einer warmen Leggings, Winterschuhen und natürlich durch die ganze Liebe, die man zu spüren bekommt.“

Was bedeutet Dir persönlich das Weihnachtsfest und wie feierst Du?
„Dieses Fest bedeutet mir sehr viel, da ich gerne Zeit mit meiner Familie verbringe. Wir singen Weihnachtslieder, genießen leckeres Essen und unterhalten uns. Geschenke gibt es natürlich auch und zum Abschluss gehen wir noch in die Kirche und feiern dort den Geburtstag des Christkindes.“

Haben Dir die Kinder ihre Wünsche verraten?
„Ja, ich habe Wunschzettel erhalten mit allen möglichen Wünschen von Plätzchen bis Fernseher.“

Ich persönlich glaube ja noch ans Christkind. Was sagst Du Zweiflern, die den Glauben an das Christkind verloren haben?
„Verliert niemals den Glauben an Dinge aus eurer Kindheit, denn keiner weiß, was wirklich ist.“

Verrate uns: Wie schafft es das Christkind in einer Nacht, alle Kinder zu beschenken?
„Die Engel und der Weihnachtswichtel (nein, nicht der Bürgermeister) helfen dem Christkind natürlich 😉 “

Wenn Du als erdgebundenes Christkind selbst einen Wunsch frei hättest, was würdest Du Dir vom Christkind wünschen?
„Dass es kein Leid mehr auf Erden gibt und Gleichberechtigung für jeden.“

Danke für Deine Worte … und heuer eine entspanntere Adventszeit plus seeligen Weihnachtsfesttagen.

Das „neue“ Seukendorfer Christkind: Wilma Ziegeltrum

Seukendorf hat ein neues Christkind: Wilma Ziegeltrum. Die 22-Jährige studiert Rechtswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und engagiert sich gerne ehrenamtlich. Als Engel an der Seite früherer Christkinder hat sie bereits Erfahrungen für das himmlische Amt gesammelt. Somit ist sie gut vorbereitet und weiß, was auf sie zukommt. Dass es wegen Corona anders werden wird als gewohnt, ist Ziegeltrum bewusst. Doch sie hofft, dass es trotz der Pandemie möglich sein wird, vielen Menschen die besonderen Momente von Weihnachten nahe zu bringen.

Warum wolltest Du unbedingt Christkind in Seukendorf werden?
„Ich wohne schon seit meiner Geburt in Seukendorf und fühle mich mit diesem Ort als meine Heimat verbunden. Schon als Kind war ich mehrmals als Engel für die damaligen Christkinder in Seukendorf aktiv. Außerdem war ich lange Zeit ehrenamtlich in der Jugendarbeit engagiert und weiß deshalb, wie wichtig es ist, dass solche Traditionen unterstützt werden müssen. Ich finde es einfach großartig, anderen eine Freude machen zu können, egal ob Jung oder Alt.“

Wegen Corona wird es wohl keine „normale“ Amtszeit werden. Macht Dich das traurig?
„Natürlich bin ich sehr traurig, dass Corona es uns erneut nicht möglich macht, die Weihnachtstage so zu verbringen, wie wir es gewohnt sind. Vor allem um die Weihnachtsmärkte im Landkreis tut es mir sehr leid, die nicht so stattfinden können wie es üblicherweise der Fall ist. Dort treffen sich normalerweise alle Generationen: Die Kleinen, um das Christkind zu sehen oder Waffeln zu essen, die Großen, vielleicht wegen Glühwein und Bratwurst. Jedoch glaube ich, dass andere Wege gefunden werden können, um diese fehlenden Eindrücke zu ersetzen. Ich hoffe, dass es möglich sein wird, Senioren in Altenheimen oder Pflegeeinrichtungen oder die Kinder im Kindergarten zu besuchen, um ihnen die besonderen Momente der Weihnachtszeit bringen zu können.“

Was bedeutet Weihnachten für Dich? Wie feierst Du es?
„Weihnachten ist für mich ein Fest mit der Familie. Es gibt bestimmte Traditionen, die immer stattfinden müssen, wie beispielsweise das Schmücken des Weihnachtsbaumes mit meiner Mama und meinen Geschwistern, die Weihnachtsgans bei meinen Großeltern oder der Besuche bei der Familie. Ich bin da sehr traditionell eingestellt. Plätzchenbacken, Glühwein trinken, aber auch der Besuch in der Kirche müssen einfach sein.“

Welche Botschaft möchtest Du den Menschen als Christkind vermitteln?
„Die Weihnachtszeit gibt jedem die Gelegenheit, zur Ruhe zur kommen, obwohl das mit den ganzen Weihnachtsvorbereitungen eigentlich unmöglich erscheint. Trotzdem sollte man Zeit mit der Familie und Freunden verbringen, aufeinander Acht geben und andere glücklich machen.“

Danke, liebes Christkind – wir wünschen Dir Kraft und Geduld für Deine Aufgaben!