„Faszination heimische Tierwelt“

Wie vielfältig ist unsere regionale Tierwelt? Was passiert in unserer wunderbaren Tierwelt, ohne dass wir es wahrnehmen? Diesen Fragen geht die Tierfotografin Jennifer Hetzel auf den Grund. Ob dämmerungs- oder nachtaktive Tiere wie Biber, Eule und Co oder tagaktive Tiere wie Störche, Falken oder Eisvögel. Die 41-Jährige bekommt viel zu sehen, was den meisten Menschen im Vorbeigehen verborgen bleibt. So entstehen Bilder wie der Moment des Eintauchens eines Eisvogel ins Wasser, der Sprung eines Mäuschens über einen Zweig oder der Anblick eines Bibers, der während der Körperpflege einschläft. Momente wie diese, fasst Jennifer Hetzel in Bildbänden zusammen, um diese wunderbaren Einblicke in die faszinierende Tierwelt mit Anderen teilen zu können.

So entstanden in jüngster Zeit zwei außergewöhnliche Projekte über die heimische Tierwelt in Veitsbronn und Obermichelbach für die Gemeinde Veitsbronn und für die Verwaltungsgemschaft Obermichelbach-Tuchenbach. In enger Zusammenarbeit mit den ersten Bürgermeistern von Veitsbronn und Obermichelbach und weiteren offiziellen Beteiligten, ergab sich für Jennifer Hetzel die Möglichkeit, bei der Beringung der Jungstörche und Jungfalken dabei zu sein. Daraus entstanden zwei Bildbände, welche bereits an Kindergärten und an runden Geburtstagen an die Bürger der Gemeinden überreicht werden. „Faszination heimische Tierwelt. Störche und Falken im Herzen von Veitsbronn“ lautet der eine Titel, „Faszination heimische Tierwelt. Storch, Turmfalke und Biber im Herzen von Obermichelbach“ der andere. 

Was fasziniert Sie an der Tierfotografie?
Hetzel: „Mit der Kamera die Schönheit und Vielfalt der heimischen Tierwelt festzuhalten und auch das sichtbar zu machen, was dem bloßen Auge verborgen bleibt. Durch das aufmerksame Beobachten der Tierwelt kann man vieles über das Verhalten der Tiere erfahren und immer wieder darüber staunen.“

Viele Menschen fotografieren „im Vorbeigehen“ mit dem Handy. Was ist der Unterschied zu dem, was Sie tun?
„Da gibt es viele Unterschiede. Durch den Einsatz einer Spiegelreflexkamera sind zum Beispiel wesentlich mehr Einstellmöglichkeiten gegeben, um die Tiere auch in Bewegung scharf ablichten zu können. So kann beispielsweise der Flügelschlag eines Vogels durch eine schnelle Verschlusszeit eingefroren werden. Außerdem kann in Verbindung mit einem Teleobjektiv trotz eines großen Abstandes, das Fotomotiv sehr nahe heran geholt werden, ohne dass die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum gestört werden. Und man kann sich durch den gezielten Einsatz von Tarnkleidung, Tarnnetzen bzw. Tarnzelt leichter unbemerkt in der Nähe von wild­lebenden Tieren aufhalten.

Einen Großteil der Tiere, die ich fotografiere, sieht man nicht einfach so „im Vorbeigehen“. Oft muss man Stunden, Tage oder gar länger warten, um ihr Verhalten zu studieren und ihr Aktivitätsmaximum herauszufinden. Trotz dieses Wissens kann es mitunter Wochen dauern, den rich­tigen Moment mit der Kamera einzufangen. Um ein gutes Bild zu bekommen, spielen natürlich auch die Lichtverhältnisse und die örtlichen Gegebenheiten eine große Rolle. Aus diesem Grund gestaltet sich das Ganze sehr zeitintensiv. Hat man einen beson­deren Moment jedoch eingefangen, entlohnt dieser kurze Augenblick für die ganze aufgebrachte Mühe und das lange Warten.“

Wie sind Sie zum Fotografieren gekommen?
„Als ich eines Abends einen dunklen Schatten über die Straße habe huschen sehen, wartete ich so lange, bis ich nach mehreren Tagen des Beobachtens, den unbekannten Schatten als Biber identifizieren konnte. Dies erweckte mein Interesse, das Verhalten des Bibers in einer für Biber ungewöhnlichen Umgebung zu beobachten. Der Schritt von der Tierbeobachtung zur Tierfotografie lag dann nahe.“

Inwieweit hat die Tierfotografie ihr Leben verändert?
„Ich bewege mich aufmerksamer durch die Natur und entdecke dabei häufig Tiere, Futterstellen, Tierbauten, Vogelnester usw. die mir vorher nicht aufgefallen wären. Durch meine Beobachtungen fallen mir auch die Probleme deutlicher auf, die Tiere in der Nähe von Menschen haben können. Mir war früher nicht bewusst, dass in unserer Umgebung so viele Rehe, Hasen, Dachse und Biber leider dem Straßenverkehr zum Opfer fallen.“ 

Welche neuen Fotoprojekte stehen an?
„Aktuell arbeite ich an einem Projekt mit einer frei lebenden, sehr hübschen Gelbhalsmaus und einer kleinen Spitzmaus. Für die Mäuse habe ich eine eigene Umgebung mit Männchen aus Tannenzapfen und weiteren Gegenstände wie z.B. einen Flügel (Piano) geschaffen, die eine außergewöhnliche Fotokulisse für meine Aufnahmen bilden. So entstehen entzückende Motive für einen Bildband und für Bilder auf Leinwand, die dann in einem Kindergarten oder Kinderzimmer aufgehängt werden können.“ 

Welche Projekte sind bereits abgeschlossen?
„Gerade ist wieder ein neues Erklärbuch aus der Reihe meiner medizinischen Bärenbücher fertig geworden. In enger Zusammenarbeit mit einem Kinder-Gastroenterologen ist dieses Büchlein über eine spezielle Form der Speiseröhrenerkrankung entstanden. Ich habe es mit der bereits bekannten Bärenfamilie illustriert und die Inhalte kindgerecht formuliert. Es wird für betroffene Kinder und deren Familien deutschlandweit eingesetzt und soll helfen, die Krankheit besser zu verstehen und die Kommunikation darüber zu erleichtern.“ 

Wie kann man mehr über Ihre Projekte erfahren?
„Das geht am einfachsten über meine Internetseite: www.literatur-piano.jimdo.com Hier kann man die beiden Bände von „Faszination heimische Tierwelt“ auch für 16,– Euro (plus Versandkosten) bestellen. Außerdem findet man mich und meine Projekte bei Instagram: # jennifer.c.hetzel“ 

Kommentar von Bürgermeister Marco Kistner: 

„Seit das neu errichtete Storchennest im Zenngrund ,bewohnt‘ wird, interessieren sich viele Bürgerinnen und Bürger, wie es denn ,unseren Störchen‘ geht. Aus Schutzgründen heißt es jedoch – ausnahmsweise nicht coronabedingt – Abstand halten. Umso wertvoller ist der reich bebilderte Band, in dem von Jennifer Hetzel eindrucksvolle Momente zusammengefasst wurden.“

© JOSH 2022