Karpfen in Not

Kaum ist die Karpfensaison vorbei, ist das Thema Fischerei brisanter denn je. Ob im Landkreis Fürth oder andernorts. Gabi Schmidt, Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelfranken und die fischereipolitische Sprecherin der Freie Wähler-Landtagsfraktion in München, hat sich letzthin mit den Teichgenossenschaften Neustadt-Aisch/Bad Windsheim und Aischgrund sowie Michael Maderer aus dem Landkreis Fürth, dem Fischereibeauftragten des Bezirks Mittelfranken, getroffen, um die Werbetrommel für den Aischgründer Karpfen und alle mittelfränkischen Karpfenorte zu rühren – und gleichzeitig wichtige Ge­spräche zur aktuellen Situation der Teichwirtschaft ihres Wahlkreises allgemein zu führen.

Denn die Teichwirtschaft in den betroffenen fränkischen Landkreisen ist derzeit in einer bedrohlichen Lage. ­Gespräche mit den Landräten und Verantwortlichen in den Landratsämtern und der Teich­genossenschaften wurden geführt und machen die Problemlage nun nach Saisonende nochmals deutlich. Zum einen mache den Teichwirten der Mangel an Satzfischen zu schaffen, zum anderen sei auch der Fischotter bereits in Mittelfranken angekommen: Das bedeutet Gefahr im Verzug. „Wenn der Fischotter in einem Teich ist, kommt das einem Totalschaden gleich“, sagt Schmidt. Auch die Zäune, die als Abwehrmaßnahme immer wieder empfohlen würden, würden – wenn überhaupt – nur bedingt helfen: „Die Zäune sind extrem teuer und werden auch immer wieder zu tödlichen Fallen für Vögel und Amphibien.“ Zudem werden sie von vielen ­Bürgern und Bürgerinnen abgelehnt. Die Zeit im Sommer sollte nicht ohne entsprechende Fischerei-Maßnahmen vergehen.

Viel Lob bekam Schmidt für die von ihr angestoßene Initiative, dass sich Bayern für eine Herabsetzung des Schutzstatus des Fischotters einsetzen will. „In der Teichwirtschaft wird das als massives Zeichen wahrgenommen“, so Schmidt. Darüber hinaus gebe es nach wie vor Probleme mit Bibern. Hier plädiert Schmidt für einheitliche Regelungen innerhalb der Fischwirtschaftsgebiete: „Es ist ärgerlich für die Betroffenen, wenn in einem Landkreis die Biber-Entnahmegenehmigungen für fünf Jahre erteilt werden, im Nachbarlandkreis die Genehmigungen aber auf ein Jahr befristet sind.“ Sie ruft die Teichwirte auch zu mehr Zusammenarbeit auf: „Nur wenn wir zusammenhelfen, kann die Teichwirtschaft bestehen“, sagte Schmidt mit viel Nachdruck. Erfreut nahm sie zur Kenntnis, dass Landräte und Teichgenossenschaften zusagten, sich verstärkt um die offenen Fragen der Fischerei in der Region Mittelfranken zu kümmern.

Der Vorsitzende der Teich­genossenschaft Veitsbronns Bürgermeister Marco Kistner und auch Landrat Matthias Dießl betonen jetzt nach der Saison 2021/2022 ebenso, dass die Rahmenbedingungen immer schwerer werden. Auch im Landkreis Fürth ist der Fischotter im Falle einer flächendeckenden Verbreitung der Haupttäter, der dem Karpfen wohl bald den Garaus macht. Es braucht Handlungsmöglichkeiten, um die hervorragende Qualität der von den Mitgliedern produzierten Karpfen im Landkreis. Die Herausforderung sind: Biber, Kormoran, Fischotter, aber auch Trockenheit und Büro­kratie. Staatliche Verordnungen und Richtlinien zu den Entschädigungen erschweren oft aktives Vorgehen. Die Biberberater im Landratsamt Fürth sind als Spezialisten für den Ernstfall eine erste gute Maßnahme.

Das regional bekannte Label „Gutes aus dem Fürther Land“ bezüglich Fisch, so Marco Kistner, könne nur erhalten bleiben, wenn etwaige Schäden, die fleißige Biber an den Weihern verstärkt verursachen, gemeldet werden. „Nur was gemeldet wird, kann auch entschädigt werden.“ mahnte der Teichgenossenschaftsvor­sitzende an und begrüßte den weiterhin großen Beitrag der überwiegend Hobbyteichwirte im Landkreis Fürth für den Erhalt der Kulturlandschaft und des Landschaftsbildes samt der Produktion des äußerst gesunden Lebensmittels „Karpfen“.

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