Schatzkammer des
Lebens und Glaubens
erstrahlt in neuem Glanz

Es war ein Großprojekt für die evangelische Kirchengemeinde Veitsbronn, das allen Beteiligten viel abverlangt hat. Doch nach nunmehr einem Jahr ist die Sanierung der Kirche St. Veit endlich abgeschlossen. Rund 700 000 Euro hat die Instandsetzung gekostet. Im Rahmen eines feierlichen Festgottesdienstes am Ostersonntag wurde der sakrale Bau nun wieder eingeweiht. 

Dass die Kirchengemeinde längst im digitalen Zeitalter angekommen ist, zeigte sich bei diesem Anlass eindrucksvoll. Per Livestream wurde der Gottesdienst ins Gemeindehaus und in die heimischen Wohnzimmer übertragen. Eine Kamera an der Fassade der Veitskirche gewährte zudem kurz vor und nach dem Gottesdienst einen Blick auf den Kirchenvorplatz, auf dem der Posaunenchor musizierte. Eine gute Tonqualität, wechselnde Einstellungen aus unterschiedlichen Kameraperspektiven sowie eine gute Bildqualität machten die Übertragung zu einem kleinen Erlebnis. Dass der Livestream auf diese Art umgesetzt werden konnte, ist unter anderem der im Zuge der Sanierung komplett erneuerten Elektrik zu verdanken. So war eine Vielzahl an neuen Stromkabeln verlegt worden, damit die Gottesdienste künftig zeitgemäß gefeiert werden können.

„Wir sind dankbar für diesen Ort und dafür, hier in aller Freiheit Gottesdienste feiern zu können“, betonte Pfarrer Johannes Meisinger eingangs. Er freute sich zudem darüber, dass die liturgischen Gegenstände nun endlich wieder zurück in die Kirche und an ihren Platz gebracht werden konnten. Gemeinsam mit der Band der Kirchengemeinde gestaltete der Geistliche den musikalischen Rahmen des Festgottesdienstes. Er selbst sang, spielte Gitarre und Trompete. Eines der Lieder war besonders treffend ausgewählt worden, nämlich das Loblied „Dein Haus“. 

Die Predigt hielt an diesem besonderen Tag der Regionalbischof i.R. Dr. Stefan Ark Nitsche, der seine Frau, die Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern, vertrat. Die Veitskirche bezeichnete er als „Schatzkammer des Lebens und des Glaubens“. Zugleich blickte er auf die Geschehnisse in der Welt und erklärte, dass Gott nicht der ist, der alles gut machen könne. Vielmehr sei jeder Einzelne gefordert, Verantwortung zu übernehmen. „Wir sind verantwortlich für den Zustand unserer Welt. Keiner kann sich rausreden“, betonte Nitsche und erklärte, dass jetzt nicht die Zeit sei, um wegzuschauen, ganz nach dem Motto „irgendjemand wird’s schon richten“. 

Und dann traten die beiden Mesnerinnen Brigitte Sulzer und Sigrid Schilmeier vor die Gläubigen. Beide sind mittlerweile eine Institution und bekannt für ihre humorvollen Kirchenführungen. Auch am Tag der Wiedereinweihung der Veitskirche sorgten sie mit heiteren Worten für Abwechslung und ein bisschen Leichtigkeit. Dass in dem sanierten Gotteshaus nun „alles so modern“ geworden sei, kommentierten die Mesnerinnen humorvoll. So verwiesen sie augenzwinkernd auf den „Körperscanner in der Sakristei“, der das „theologische Bodenpersonal“ scannen und kontrollieren würde, „ob alles passt.“ Doch einige Neuerungen seien auch durchaus zu begrüßen, betonten Sulzer und Schilmeier. So wie der verpflichtende Kerzenbeauftragte, der laut Brandschutzverordnung ab sofort eingesetzt werden müsse.

Dass aber ihre vielen eigenen Ideen nicht vollumfänglich umgesetzt wurden, bedauerte das Duo sehr. Zumindest den Lift in die zweite Empore hinauf hätten sie sich gegönnt. „Man wird ja schließlich nicht jünger.“ Als eine weitere lobenswerte Neuerung bezeichneten die Mesnerinnen die nun eingeführte Stempelkarte für Kirchenbesucher. Die könne wie die Stempelkarte beim Döner-Imbiss, beim Bäcker oder die Bonuskarte beim Zahnarzt genutzt werden. Wer zehn Mal in einem Gottesdienst gewesen sei und dementsprechend über eine volle Karte verfüge, dürfe an ihrer Kirchenführung teilnehmen. Landrat Matthias Dießl bekam gleich eine komplett volle Stempelkarte überreicht –inklusive Kontonummer der evangelischen Kirchengemeinde. „Vielleicht haben Sie ja noch einen Geldtopf, aus dem was raus fließt“, sagte Sulzer. Schließlich sei die Sanierung der Kirche zwar offiziell abgeschlossen. Aber einige Dinge seien noch nicht so ganz fertig. Die Orgel zum Beispiel werde erstmal weiter schweigen, da hier eine Reinigung und Instandsetzung anstehe. Und auch das koste schließlich Geld.

Viel Geld musste die Kirchengemeinde vor allem in Maßnahmen investieren, die für den normalen Besucher gar nicht sichtbar sind. Dazu gehört unter anderem die statische Absicherung des aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gebäudes. So waren in vergangenen Zeiten verschiedene Umbaumaßnahmen erfolgt, die damals ohne statische Berechnungen umgesetzt worden waren. Tragende Balken waren einfach entfernt oder versetzt worden. 

Über die einzelnen Baumaßnahmen hatten die Verantwortlichen der Kirchengemeinde alle Interessierten stets auf dem Laufenden gehalten. Immer wieder wurde auf der Internetseite über die Fortschritte in Wort und Bild berichtet. Auch ein umfangreiches Interview mit dem verantwortlichen Architekten Roland Ostertag wurde veröffentlicht. Darin erzählt er unter anderem davon, dass der Fußboden in der Veitskirche erneuert wurde. Dabei sind die in den 1970er Jahren eingebauten Fliesen komplett entfernt und durch einen historischen Sandsteinboden ersetzt worden. Unter den Kirchenbänken wurde wieder ein traditioneller Holzdielenboden eingebaut. Eine Fußbodenheizung sorgt für ein angenehmes Raumklima. Für Ostertag war es die erste Dorfkirche, deren Sanierung er betreut hat. In Cadolzburg hatte er zuvor bereits die Turmsanierung der Markgrafenkirche geplant, außerdem die Sanierung des Dachtragwerkes von St. Paul in Fürth. Für den Architekten war das Projekt „Veitskirche“ auch deswegen etwas Besonderes, weil er dort einst konfirmiert worden war. Und obwohl er seinen Hauptwohnsitz seit nunmehr 30 Jahren in Italien hat, ist Veitsbronn und ist ihm die Veitskirche immer eines geblieben: Heimat.

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