Johann Feder mit NikolausmuetzeABSCHIED VON DER ROTEN KUTTE

Alle Jahre wieder hatte Johann Feder seinen großen Auftritt auf dem Adventsmarkt in Veitsbronn. Als Weihnachtsmann hat er dann an der Seite des Christkinds und seiner Engel erst eine besinnlich-nachdenkliche, stets „frische“ Ansprache gehalten und anschließend viele kleine Geschenke verteilt. So hat der 73-Jährige seit 1985 zahlreiche Kinderaugen zum Leuchten gebracht. Doch jetzt hängt der Weihnachtsmann von Veitsbronn sein Gewand an den Nagel. Der Nikolaus sagt Ade. Deswegen wird dringend ein Nachfolger gesucht. Unser Mitarbeiter Josh Reuter sprach – dem Amt entsprechend ehrfürchtig – mit Feder über seine schönsten Adventsmarkt-Erlebnisse, den Zauber der Weihnacht und die dringend benötigten Qualifikationen, die „der Neue“ mitbringen sollte.

Herr Feder, sind Sie selbst als Kind mal dem Weihnachtsmann begegnet?

Ich bin in Adelsdorf in Mittelfranken am Bahnhof aufgewachsen. Mein Bruder und ich waren oft bei den befreundeten Wirtsleuten im benachbarten Gasthaus Kammerer, wo auch der „Pelzmärtel“ kam, mit Rute und Sack. Wir wurden namentlich aufgerufen und mussten ein Gedicht aufsagen. Wir hatten Respekt vor diesem „Pulzermärtel“, der uns mit kleinen Geschenken erfreute. Also eine gute Erinnerung.

Wie war bei Ihnen früher die Weihnachtszeit?

Ich erinnere mich besonders an die „Schneeplätzchen“ aus Schokolade, für die Schnee in die Küche geholt wurde, um die Schokoladenformen darin abzukühlen. Zur Vorbereitung des Festes gingen wir in den Wald und holten einen Weihnachtsbaum. Beim Schmücken durften wir nicht zuschauen, aber dann war die Freude bei der Bescherung – wenn das Christkind klingelte – ganz groß. Einmal gab es einen Pferdestall, irgendwann die erste Modelleisenbahn, einen Schienenkreis von TRIX mit 3-Leiter-Wechselstrom-System. Die Lok habe ich noch zu Hause. Außerdem hat mein Vater aus Sperrholz für uns Spielzeug gebastelt: Ein Riesenrad, ein Karussell, die Güterhalle zur Eisenbahn usw. Später gab es einen TRIX-Metallbaukasten, da war jede Weihnacht ein freudiges Erlebnis.

Welchen Bezug haben Sie zur Weihnachtszeit?

Ich bin als evangelischer Christ mit den christlichen Bräuchen seit meiner Kindheit vertraut. In meinem Elternhaus war der Glaube immer gegenwärtig. 1961 sind wir nach meiner Konfirmation nach Siegelsdorf umgezogen. In der evangelischen Jugendgruppe fand ich Freunde und habe mich in der Jugendarbeit engagiert. Da wurde ich schon vereinzelt von Familien mit Kindern angefragt, ob ich als Weihnachtsmann kommen könnte – auch im Seniorenkreis Langenzenn und bei unserem Stammtisch.

Wie sind Sie zum „Nikolaus-Job“ gekommen?

Speziell als Nikolaus für den Adventsmarkt wurde ich vom früheren Bürgermeister Meyer in dessen erster Amtszeit (etwa 1985) engagiert. Ich war da schon Mitglied im Gemeinderat.

Haben Sie noch andere ehrenamtliche Aufgaben übernommen?

Insgesamt war ich 30 Jahre Mitglied des evangelischen Kirchenvorstandes und genau so lange Mitglied im Gemeinderat. Dort war ich als Vertreter der Freien Wählergemeinschaft Veitsbronn (FWG), die jetzt leider nicht mehr im Rat vertreten ist. Mit dieser Gruppe haben wir ab 1990 in der neuen Zenngrundhalle jährlich einen beliebten Weinabend organisiert, bei dem Musiker aus Veitsbronn, Deutschland, Frankreich und aus der Slowakei auftraten. Ich selbst bin seit 1965 – mit Unterbrechungen – aktives Mitglied im evangelischen Posaunenchor. In der Kirchengemeinde liegen mir die Führungen in unserer Kirche, einem wahren Kleinod mit besonderen Kunstschätzen, am Herzen. Da es eine Wallfahrt katholischer Christen aus Herzogenaurach zum Marienaltar in der evangelischen Kirche gibt, wurde der neue Marienweg auch zu unserer Kirche ausgeschildert, da habe ich mitgewirkt. Und mein Hobby ist das Thema: Wie kam unser Ort zu dem Namen „Veitsbronn“, und wer war der Heilige Veit, unser Namenspatron?

Wie viel Lebenszeit haben Sie in die Weihnachtsmann-Rolle investiert?

Dafür habe ich jedes Jahr etwa einen halben Tag Vorbereitung und einen halben Tag dann am Adventsmarkt investiert. Aus meiner Sicht war das kein großer Aufwand.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Weihnachtsmann?

Es war jedes Jahr ein Erlebnis, wenn die (meisten) Kinder mit strahlenden Augen ihre kleinen Geschenke vom Christkind, den Engeln und von mir erhielten. Da hat man eine echte Dankbarkeit gespürt. Natürlich war es auch schön, mit Bürgermeister, Landrat, Christkind und Engeln auf der Kutsche am Adventsmarkt einzuziehen, dazu die Klänge des katholischen Posaunenchors. Einfach schön.

Was tut ein Nikolaus gegen die Kälte?

Na ja, im Dienst warm anziehen. Und nachher einen heißen (weißen) Glühwein trinken!

Wie viele Bärte und Kostüme haben Sie in den Jahren „aufgetragen“?

Nicht viele, ich hatte selbst einen Mantel und einige Jahre lang durfte ich dankenswerterweise das Gewand des Nikolaus von der katholischen Kirchengemeinde ausleihen. Den Bart hat die Gemeindeverwaltung zur Verfügung gestellt.

Haben Sie jedes Jahr eine neue Rede geschrieben?

Es war mir in diesem Amt besonders wichtig, jedes Jahr eine wohlüberlegte Rede zu halten. Ich habe mir die Mühe gemacht, aktuell zu sein. Und schließlich habe ich die Gedanken in Reime gefasst.

Sind Sie von Kindern und Erwachsenen als der Mensch „Johann Feder“ unterm Kostüm erkannt worden?

Oft wirklich nicht, aber guten Freunden habe ich mich auch zu erkennen gegeben.

Fällt Ihnen der Abschied vom Weihnachtsmann-Dasein schwer?

Ich höre nicht auf, weil ich zu alt oder krank wäre, nein, mir geht es darum, dass auch andere Bürger, junge oder alte, sich in diesem schönen Amt engagieren können. Ich habe etwa 25 Mal als Weihnachtsmann gewirkt. Das Prinzip, dass man eine Aufgabe rechtzeitig abgeben soll, hat für mich schon immer gegolten! Der Abschied fällt mir also nicht schwer, er ist für mich selbstverständlich. Wir haben – Gott sei Dank – eine junge Generation im Gemeinderat. Da wird doch jemand bereit sein, sich in diesem schönen Amt zu engagieren. Das kostet wirklich nicht zu viel Zeit und es gibt kein anderes so erfüllendes Amt!

Haben Sie smarte Tipps oder handfeste Ratschläge für Ihren Nachfolger?

Man sollte hinter der Aufgabe stehen, also innerlich bereit sein, in diese Rolle zu schlüpfen. Die Schauspielerei sollte man auch ein wenig lieben. Man muss gerne mit Kindern und Erwachsenen umgehen. Und man muss die Autorität besitzen, Kinder und Eltern darauf hinweisen zu können, dass bei der Geschenke-Verteilung nicht gedrängelt wird! Als praktische Arbeit muss man sich (nur) um das Gewand kümmern und mit dem Bürgermeister die Zeit absprechen. Die Gemeindeverwaltung steht mit Rat und Tat zur Verfügung. Ich kann dieses Engagement wirklich empfehlen!

Wie feiern Sie Weihnachten in diesem Jahr?

Durch die besondere Situation mit der Pandemie ist heuer alles anders.

Sind Sie für Ihre Enkel mal in die Rolle des Weihnachtsmanns geschlüpft?

Unsere fünf Enkelkinder wohnen nicht hier. Es hat sich deshalb nie ergeben.

© JOSH 2020

GESUCHT

Gesucht wird ein Nachfolger als Nikolaus/Weihnachtsmann für den Adventsmarkt in Veitsbronn. Da der Markt wegen der Corona-Krise in diesem Jahr ausfallen muss, wäre Amtsantritt in 2021. Keine Befürchtungen – kein Kandidat wird überfordert.

Die Gemeindeverwaltung und der Bürgermeister stehen mit Rat und Tat zur Verfügung. Und, der scheidende Vorgänger Johann Feder hat es ja gesagt: „Ich kann dieses Engagement wirklich empfehlen!“

Wer an dieser einzigartigen Aufgabe interessiert ist, meldet sich bitte bei der Gemeinde Veitsbronn, Bürgeramt, unter Telefon 0911 7520823, per Fax an 0911 75208823, per Mail an evihofmann@veitsbronn.de