Hallo Nachbar, brauchst du Hilfe?

„Miteinander und Füreinander“ – so lautet das Motto der Nachbarschaftshilfe Obermichelbach. Im Logo der Nachbarschaftshilfe wird denn auch genau das symbolhaft dargestellt: verschiedene Gruppen und Personen des Ortes finden unter einem Dach zusammen, indem sie miteinander unterwegs und füreinander da sind. So tun die Ehrenamtlichen der Nachbarschaftshilfe all das, was auch ein guter Nachbar tun würde.

Bei den Bewohnern der Gemeinde soll diese mittlerweile unentbehrliche Initiative das Bewusstsein für ein Miteinander und Füreinander wecken und stärken. Sämtliche organisatorischen Fäden laufen im Rathaus Obermichelbach zusammen. Hier hat die Koordinatorin Linda Bavanati ihr Büro. Sie hat die Leitung der Nachbarschaftshilfe im November 2021 von Cornelia Eyßelein übernommen. Wer Hilfe sucht, bekommt sie hier. Aber auch, wer Hilfe will, darf sich hier melden. Reizvolle Begegnungsangebote wie das „Familienfrühstück“ und der „Feier-Abend“ dienen dazu, miteinander ins Gespräch zu kommen, Vertrauen aufzubauen, neuen Bedarf aufzugreifen und untereinander zu helfen.

Das Team der Steuerungsgruppe freut sich auf ein gemeinschaftliches Geben und Nehmen, ganz im Sinne des Mottos „Miteinander und Füreinander“ und sucht jederzeit aktive Bürger und Bürgerinnen für kleine, ungefährliche und unregelmäßige Tätigkeiten.

Liebe Frau Bavanati, Sie sind seit November 2021 „die Neue“ in der Nachbarschaftshilfe in Obermichelbach. Was sollte man unbedingt über Sie wissen?
Bavanati: „Ich lebe mit meiner Familie in Rothenberg, bin aufgeschlossen und vielseitig interessiert. Das Reisen und Erkunden anderer Länder ist eine meiner großen Leidenschaften und ich hoffe, dies bald wieder tun zu können. Ich gehe unvoreingenommen an Dinge und Personen heran. Außerdem macht es mir große Freude, für andere da zu sein und ich habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen meiner Mitmenschen.“

Sie haben im November 2021 die Nachfolge von Cornelia Eyßelein angetreten. Wie sind Sie an die neue Aufgabe herangegangen?
„Strategisch und zielorientiert. Ich möchte von anderen Gemeinden und deren Nachbarschaftshilfen lernen und mit ihnen zusammenarbeiten. Im Landkreis Fürth ist ein großes Potenzial zum Vernetzen der einzelnen Akteure innerhalb der Quartiersarbeit vorhanden. Deswegen freue ich mich sehr auf den Austausch und darauf, Angebote gemeinsam voranzubringen. Ich bin froh, dass sich meine Vorgängerin Frau Eyßelein weiterhin ehrenamtlich engagiert und mich die bestehende Steuerungsgruppe unterstützt. In der Nachbarschaftshilfe geht es viel um kommunikative und aufbauende Prozesse, an denen stetig gearbeitet werden muss. „Fertig eingearbeitet“ ist man da vermutlich nie. Ich bewundere Menschen, die sich sozial und ehrenamtlich engagieren und sich für ihre Mitmenschen und das Gemeinwohl einsetzen. Genauso beeindruckend finde ich Menschen, die den Mut haben, ihre Scham abzulegen und nach Hilfe zu fragen. Ich wollte Teil dieser sinnvollen Tätigkeit sein und bin dankbar dafür, dass es geklappt hat.“

Was haben Sie bislang für Erfahrungen gemacht?
„Die waren alle sehr positiv. Ich wurde sehr herzlich von der Verwaltung aufgenommen und alle unterstützen die Arbeit der Nachbarschaftshilfe. Das motiviert ungemein. Sehr gut läuft die Kommunikation innerhalb des Rathauses. Coronabedingt war es mir leider noch nicht möglich wichtige Netzwerkpartner der Nachbarschaftshilfe an einen runden Tisch zu bekommen. Hier fällt der Austausch noch schwer, aber ich bin zuversichtlich, dass sich diese Situation im Frühjahr und Sommer bessern wird.“

Welches sind Ihre Ziele für die Nachbarschaftshilfe?
„Das übergeordnete Ziel ist es, bürgerschaftliches Engagement zu stärken. Das Bewusstsein für ein „Miteinander und Füreinander“ möchte ich mehr in den Fokus rücken. Obermichelbach soll ein lebenswerter Ort voller Herzlichkeit für Jung und Alt sein. Generationen verbinden, das würde ich als eines der wichtigsten Ziele nennen. Die Nachbarschaftshilfe soll weiterhin Begegnungen schaffen und zentrale Anlaufstelle für die Vernetzung von Helfer/-innen und Hilfesuchenden sein. Es muss nicht immer alles Neu sein, Bewährtes hat seinen festen Platz, muss aber mit dem Zeitgeist gehen. Für die Zukunft stelle ich mir mehr Gesundheitsangebote vor. Themen rund um Bewegung, Ernährung, aber auch psychische Gesundheit sowie soziale Teilhabe sollen angesprochen werden. Diese können mühelos in die bestehenden Veranstaltungen integriert werden. Neu: Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sollen gezielt angesprochen werden, Stichwort „Demenzfreundliche Kommune“. Gesonderte Angebote können sinnvoll sein, jedoch hoffe ich auf Zuspruch von integrativen und intergenerativen Projekten. Gerne würde ich zum Beispiel auch eins zu eins Smartphone-Schulungen von Jung für Alt anbieten. Ob die Umsetzung gelingt, bestimmen allerdings die Bürger/-innen selbst. Deshalb fordere ich jeden auf, seine Wünsche und auch seinen konkreten Bedarf zu äußern.“

Welche Angebote werden besonders häufig nachgefragt?
„Jahreszeitenbedingt ist die Nachfrage bei Unterstützung und Aushilfe beim Winterdienst bzw. Straßenkehren hoch. Ich muss jedoch immer betonen, dass ein guter Nachbar keinen professionellen Winterdienst ersetzen kann, sondern sporadisch zum Beispiel bei kurzer Abwesenheit, Erkrankung oder Quarantäne diese Aufgabe übernehmen kann.“

Im Februar ist ein Einkaufsservice gestartet – wie ist hier die Resonanz?
„Die Hilfsbereitschaft ist höher als die Nachfrage. Ich habe ein kleines, zuverlässiges Netzwerk aus Einkäufer/-innen, das freut mich sehr. Schade ist, dass bis jetzt keiner den Dienst in Anspruch genommen hat. Trotzdem ist es wichtig, dass die Gemeinde mit Hilfe ihrer Bürger/-innen solche Infrastrukturen aufrechterhält.“

Für welche Tätigkeiten werden derzeit Helfer gesucht?
„Die Obermichelbacher haben oft große Häuser und Grundstücke und hierfür werden auch dringend Helfer/-innen gesucht. Haus und Garten ist vor Ort ein wichtiges Thema. Wer Freude hat, sich körperlich an der frischen Luft zu betätigen, darf sich bei mir melden. Offene Anfragen, die noch zu vergeben wären, sind: Unterstützung beim Winterdienst/Straßenkehren, Rasenmähen, Hecken und Bäume schneiden. Akut suche ich einen starken Helfer für kleine handwerkliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel für den Möbelabbau und Möbelaufbau. Die Nachbarschaftshilfe sucht zudem für dieses Jahr Jugendliche, die Lust haben bei der Kinderbetreuung während der „Familienfrühstücke“ zu unterstützen. Am „Familienfrühstück“ erkennt man deutlich die negativen Folgen der Pandemie und vor allem die Dauer. Das Netz aus Jugendlichen, die aktiv beim Frühstück mitgeholfen haben, ist vollständig weggebrochen. Der Jugend kann allerdings keinen Vorwurf gemacht werden. Ihr Leben geht weiter und innerhalb von zwei Jahren passieren eben viele schulische, berufliche und natürlich auch räumliche Veränderungen. Neue Angebote, Ideen, Wünsche und Anfragen sind immer willkommen. Nur so gelingt eine funktionierende Nachbarschaftshilfe.“

Welche Auswirkungen hat Corona auf die Nachbarschaftshilfe?
„Grundsätzlich hat die Nachbarschaftshilfe während der Pandemie an Bedeutung gewonnen. Viele Gemeinden haben sogar erst durch Corona eine Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen. Problematisch ist jedoch die tatsächliche Umsetzung des Hilfsangebotes. Durch die Kontaktbeschränkungen und die stetigen Veränderungen ziehen sich die Menschen zurück. Bürgerschaftliches Engagement wird weniger nach außen getragen, aber auch Hilfesuchende scheuen sich, ihren Bedarf zu äußern. Viele Veranstaltungen der Nachbarschaftshilfe wie das beliebte „Familienfrühstück“ oder der gesellige „Feier-Abend“, konnten nicht oder nicht regelmäßig stattfinden. Das Miteinander hat dadurch sehr gelitten. Bewährtes muss erneut aufgebaut werden. Auf alte Strukturen kann leider nur bedingt zurückgegriffen werden. Ob die Angebote dann genauso gut besucht werden, wie vor Corona muss ausgetestet werden. Übrigens: Falls es die Lage der Pandemie zulässt, lade ich herzlich am 12. März, ab 9 Uhr zum „Familienfrühstück“ im Dorfgemeinschaftshaus Obermichelbach ein. Anmeldungen gerne an die bekannte Adresse. Weitere Infos folgen stets aktuell bei Bedarf.

Aktuell in der Pandemie bieten sich folgende Dienste:

  • Fahrdienste
  • Besuche
  • Grab gießen
  • Einspringen, (z. B. bei Krankheit) im Haushalt, mit Kinder, beim Einkaufen
  • Hilfe bei schriftlichen Arbeiten, Formulare, Buchhaltung, Ämter
  • Technik, Computer, Internet bis hin zur Internetrecherche
  • Beratung für Solaranlagen
  • Urlaubsbetreuung für Katzen und Fische
  • Unterstützung bei Feiern und Festen

Das Programm soll sobald als möglich wieder erweitert werden.

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