Margit und Robert Göpfert inmitten des bunten Osterschmucks

Osterbrunnen vor dem Rathaus

Für die Damen des Hausfrauenbunds Veitsbronn war es eine lieb gewonnene Tradition, die sie jedes Jahr aufs Neue gerne übernommen haben: das Schmücken des Osterbrunnens vor dem Rathaus. Nachdem sich der Verein 2017 nach mehr als 30 Jahren aufgelöst hatte, organisierte sich eine kleine Gruppe aus ehemaligen Mitgliedern, die diese Aufgabe weiterhin übernahm. Doch als im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie ein gemeinsames Treffen und Schmücken unmöglich machte, blieb nur Margit Göpfert aus Retzelfembach übrig. Sie wusste, wie es geht und spannte kurzerhand ihren Mann Robert mit ein. Und auch in diesem Jahr sorgt das eingespielte Paar wieder dafür, dass rund 1000 Eier perfekt in Szene gesetzt werden.

Ortstermin im Rathaus, mit Maske und Abstand: Der Hausmeister hat die sieben Kartons voller Eier bereits vom Dachboden geholt, und Manuela Besinger vom Vorzimmer des Bürgermeisters heißt Ehepaar Göpfert herzlich willkommen. Sie hält den Kontakt zu dem wertvollen Duo, hilft beim Organisieren und unterstützt, falls irgendetwas benötigt wird. So wie beispielsweise die Krone für den Osterbrunnen. Während deren Girlanden viele Jahre lang ebenfalls von den Damen des Hausfrauenbundes selbst in Handarbeit gebunden worden war, bestellt die Gemeinde sie seit 2018 bei einer Gärtnerei aus dem Umland. „Wir konnten uns irgendwann nicht mehr so leicht bücken und auch nicht mehr so lange stehen“, erzählt die 71-jährige Margit Göpfert und bedankt sich auch ausdrücklich bei den Mitarbeitern des Bauhofs. Denn die Krone sitzt auf einem Metallgerüst, das einst eigens für den Brunnen maßgeschneidert worden war. Das Gerüst mit seinem enormen Gewicht richtig zu platzieren ist eine enorme Kraftanstrengung. „Dass der Bauhof uns hier zur Seite steht, ist eine große Hilfe und dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken“, betont Ehepaar Göpfert.

Und dass das mit dem Schmücken nicht einfach wild durcheinander geht, ist ohnehin klar. Bevor ein Ei in die Krone gesteckt wird, schaut Margit Göpfert genau hin. „Die leuchtenden Farben wie Gelb und Orange werden zur Straßenseite hin platziert, Lila und Grün kommen auf die Rathausseite“, erklärt sie. Robert Göpfert schmunzelt. Der 73-Jährige weiß: „Es gibt ganz strenge Vorschriften beim Gestalten.“ Hin und wieder wird die von ihm bereits gesteckte Eier-Anordnung auch noch einmal umarrangiert. „Da pass‘ ich schon auf, dass das passt“, sagt Margit Göpfert und lacht. Sie war eines der Gründungsmitglieder des Hausfrauenbundes in Veitsbronn und hat 30 Jahre lang die Kasse des Vereins geführt. Beim Schmücken des Osterbrunnens war sie meist mit von der Partie. Gemeinsam mit anderen Damen traf sie sich, unterhielt sich beim Gestalten und saß anschließend nach getaner Arbeit noch gemütlich mit den anderen beisammen. Die 71-Jährige hat Fotos dabei und deutet auf eines. „Osterbrunnenschmücken im Schnee 2016“ hat sie handschriftlich darunter vermerkt. Ein anderes zeigt die Frauen nach ihrer Arbeit im Sitzungssaal des Rathauses. Die Wollmützen gegen die Kälte haben sie noch auf dem Kopf. „Für den heißen Kaffee im Rathaus waren wir dankbar“ steht rechts neben dem Bild.

Dass ausschließlich echte Eier den Osterbrunnen schmücken, ist seit jeher Ehrensache. Für die Damen des Hausfrauenbundes waren Plastikeier noch nie eine Alternative. Um allerdings auf die stattliche Anzahl von nunmehr tausend Eier zu kommen, traf man sich früher regelmäßig zum Auspusten und Anmalen. Margit Göpfert erinnert sich noch gut daran, dass man beim Weiberfasching sogar als Eintritt sechs ausgeblasene Eier einforderte. Mittlerweile hat sich das zerbrechliche Gut etwas dezimiert. Weil zum Beispiel neugierige Passanten wissen wollten, ob die Eier nun echt oder aus Plastik sind und einfach mal fest zudrückten. Meist zu fest. Oder aber Vögel pickten eifrig an der Schale und zerstörten sie dadurch. Ehepaar Göpfert kennt natürlich Tricks zum Kaschieren kleiner Schäden der nicht mehr ganz vollständigen Dekorationsobjekte. „Entweder man klebt einfach wieder ein Stück ran oder – falls möglich – dreht man das Ei mit der intakten Seite nach vorne, dann sieht niemand die kaputten.“

Rund zwei Stunden braucht das Ehepaar, um den Osterbrunnen in vollem Glanz und in Perfektion erstrahlen zu lassen. Damit ihnen die Arbeit leicht von der Hand geht, sind die Eier nach Farben sortiert: Gelb, Rosa, Rot, Grün, Blau und Orange. Als Krönung befestigt Margit Göpfert ganz zum Schluss zusätzlich Schleifen an dem Schmuck. „Es soll ja schön aussehen.“ Das bestätigt Robert Göpfert und verweist auf den wunderbaren Brunnen vor dem Rathaus, der sich seiner Meinung nach vom Standort und seinen Details her bestens als Osterbrunnen eignet. Schließlich thront ein Hahn hoch oben. Dass er seiner Frau beim Schmücken hilft, ist für ihn selbstverständlich. Denn ohne Osterbrunnen geht es doch nicht, so Robert Göpfert. „Durch diese Tradition kann man die Jahreszeit und das Osterfest verinnerlichen.“

Entfernt wird die Dekoration voraussichtlich erst wieder Ende April. Bis dahin wird das Ehepaar immer mal wieder am Brunnen vorbeifahren und schauen, ob alles gut aussieht und die Eier noch an ihrem Platz sind. Sollte es in den kommenden Wochen zu warm sein, wird die aus Fichten gebundene Krone schnell zu trocken. „Dann wird alles schnell braun, sämtliche Nadeln rieseln herunter und es sieht gar nicht mehr schön aus“, sagt Margit Göpfert. In dem Fall wird die Osterdeko auch schon mal früher wieder entfernt.

Bei den Göpferts daheim in Retzelfembach wird natürlich auch österlich geschmückt. An der gen Himmel rankenden Wicke werden echte und bemalte Eier aufgehängt, es gibt bunte Blumenstöcke und den klassischen Osterstrauß mit Forsythien. Das Schmücken des Weihnachtsbaums macht Ehepaar Göpfert, das in diesem Jahr seine Goldene Hochzeit feiert, übrigens auch zusammen. Die Arbeitsteilung erfolgt ganz klassisch: Er ist fürs Baumaufstellen und die Lichterkette zuständig, sie lässt sich das Verzieren nicht nehmen.    

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