Interview mit „Barney“ Schmitt

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Seit nunmehr 40 Jahren leitet Bernhard „Barney“ Schmitt aus Retzelfembach den katholischen Posaunenchor Veitsbronn. Er tut dies mit viel Engagement und Herzblut, mit Sinn für die Gemeinschaft und viel Leidenschaft für die Musik. Von Bürgermeister Marco Kistner bekam er dafür nun die Bürgermedaille der Gemeinde Veitsbronn überreicht. Und als wäre dies nicht schon Ehre genug, setzte das Erzbistum Bamberg noch einen drauf. Erzbischof Dr. Ludwig Schick persönlich verlieh dem Musiker die Verdienstmedaille des Erzbistums Bamberg. Josh Reuter sprach mit Schmitt über diese doppelte Würdigung, Lieblingslieder, Motivation und die Zukunft des Chores.

Herr Schmitt, es gibt viele Musikinstrumente – warum haben Sie sich für die Posaune entschieden?

Schmitt: „Als unser damaliger Priester, Pater Andreas Mederer, für den Posaunenchor neue Mitglieder gesucht hat, fühlte ich mich angesprochen. Die Tatsache, dass hier Musik in einer Gruppe gemacht wird, hat sich auf mich anziehend ausgewirkt. Unser unvergessener Ausbilder Lorenz Biegel hat ebenfalls stark motiviert“.

Welches Lied spielen Sie auf der Posaune am liebsten?

„Ich habe viele Lieblingslieder. Tendenziell sind es langsamere Stücke. Gerne ein schöner Choral (Großer Gott; Ich bete an die Macht der Liebe; Harre meine Seele) oder Stücke wie ‚Share my yoke‘. Aber schöne ‚Kracher‘ wie ‚Let‘s all praise the lord‘ sind auch dabei.“

Hier muss sich die Frage nach Ihrem Musikgeschmack anschließen.

„Es darf bei mir beinahe alles sein“. Was gefällt, gefällt. Von Beatles bis Beethoven. Aber fast immer gilt: es braucht eine gewisse Melodie.

Chorleiter „Barney“ Schmitt in Aktion.

Sie hatten viele Auftritte mit dem Katholischen Posaunenchor Veitsbronn – welche haben sich eingeprägt?

„Ich finde es spannend, auf einem Kirchturm stehend hinab zu musizieren. So geschehen in Fürth, Memmingen, Döbeln, Bad Hersfeld. Ein ganz besonderer Auftritt war vor ein paar Jahren ein Ständchen für eine schwerkranke Frau kurz vor ihrem Tod. Sie wollte noch mal einen Posaunenchor hören. Das Spielen auf Beerdigungen spendet viel Trost. Da spürt man die Kraft dieser Musik am meisten.“

Wie kam es dazu, dass Sie Chorleiter geworden sind?

„Mit dem Eintritt unseres damaligen Chorleiters Karl-Heinz Plattig ins Klosterleben, brauchte es jemanden, der diese Aufgabe übernimmt. Ein knappes Jahr war das ich, bevor die Bundeswehr mich für zwei Jahre in die Oberpfalz holte. Auch für eine dreijährige berufsbegleitende Technikerausbildung, habe ich in den Achtzigern noch mal pausiert. Es fanden sich stets liebe und vor allem gute Bläser aus dem Chor, die die Lücke gefüllt haben. Keiner von uns musste sich ‚beweisen‘ – die meisten Bläser waren und sind froh, wenn jemand den Chor leitet.“

Es heißt, Sie hätten den Posaunenchor zu einem „Diamanten“ gemacht. Wie ist Ihnen das gelungen?

Der Begriff „Diamant“ ist von unserem derzeitigen Pfarrer Andreas Müller zitiert. Er hat in einer Predigt erwähnt, dass er in der Pfarrgemeinde Veitsbronn mehrere „Diamanten“ vorgefunden hätte. Einer davon sei der Posaunenchor. Und beim Chor ist es wie mit einem Diamanten: er strahlt von innen heraus. Also durch die Mitglieder. Als Chorleiter kann man nur noch einen gewissen „Schliff“ verleihen.“

Wie motivieren Sie Ihre Chormitglieder?

„Naja – das hat sich im Lauf der Zeit verändert. Am Anfang war ich wohl sehr streng. Mit der Zeit wird man (Gott sei Dank) lockerer. Geblieben ist sicher das hohe Maß an Einsatzbereitschaft. Verschiedene Veranstaltungen/Schulungen vom Bezirk und Verband unterstützen mich bei der Motivation sehr. Auch Landes- und Bundesposaunentage leisten gute Beiträge. Ein Gottesdienst mit über 20.000 Bläsern in einem Stadion ist auch erhebend.“

Corona war auch für Bläser eine Herausforderung – wie haben Sie diese gemeistert?

„Gute Frage. Iris Treml, die Chorleiterin des evangelischen Posaunenchores in Veitsbronn hatte schon am ersten Donnerstag des Lockdowns die Idee, eine Probe über Skype zu halten. Das haben wir sofort übernommen. Während der ganzen Coronazeit haben wir im jeweils erlaubten Rahmen mit größeren oder kleineren Gruppen sonntagabends im Freien musiziert. Es haben zwar nie alle mitgemacht, aber immer wieder andere. Die Chorarbeit ist also nie ganz abgerissen.“

Hatten Sie schon Gelegenheit, in der neu gestalteten katholischen Kirche zu musizieren? Wie ist die Akustik dort jetzt?

„In der neuen Kirche haben wir schon ein paar Mal gespielt. Stets in sehr kleinem Kreis. Thema Abstand. Die Kirche ist sehr schön geworden. Die Akustik ist spannend. Wie es mit dem ganzen Chor klingt, müssen wir erst noch in Erfahrung bringen. Die ‚alte‘ Kirche hatte einen großen Hall; jetzt klingt es eher klarer, direkter.“

Posaunenchor zur Firmung 1976

Posaunenchor zur Firmung 1976

Wie sieht es beim Posaunenchor mit dem Nachwuchs aus?

„Es gibt Nachwuchs. Jochen Andreä bildet alle paar Jahre ‚Jung‘-Bläser aus. Meist sind es Erwachsene. Ein paar wirklich junge Bläser könnten wir gut vertragen. Der Kern des Chores wird mit mir zusammen langsam ‚alt‘. Die nachhaltigste Begeisterung für unser Treiben ist die unbeschreiblich schöne Gemeinschaft. Ich durfte schon in verschiedenen Chören mitspielen. Überall setzt man sich mit rein und hat das Gefühl, schon immer dabei zu sein.“

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, wenn man beim Posaunenchor mitmachen will?

„Man sollte Freude an der Musik haben. Den Rest lernt man. Die Konfession spielt keine Rolle. Beide Veitsbronner Chöre haben jeweils die ‚andere‘ Konfession in ihren Reihen. Es gibt zum Beispiel in beiden Chören mehrere gemischte Ehen innerhalb der Chöre und über die Chöre hinweg. Hilfreich ist außerdem eine gewisse Freude am Feiern. Ganz wichtig: das Geschlecht spielt keine Rolle.

Der Gründer der Posaunenchorarbeit in Deutschland, Johannes Kuhlo, hat in ersten Satzungen noch festgelegt, dass nur ‚unbescholtene Jünglinge‘ blasen dürften. Heute wären wir ohne unsere Frauen in den Chören schön aufgeschmissen.“

Wie bleibt man als Posaunenchor für die eigenen Mitglieder, aber auch für die Zuhörer interessant?

„Den größten ‚Bruch‘ gab es vor meiner Zeit als Chorleiter. Da haben relativ viele Mitglieder der ersten Stunde den Chor verlassen. Seither entwickeln wir uns recht konstant. Es verlassen immer wieder Bläser den Chor – stets im Guten und aus den unterschiedlichen Gründen. Es kommen aber auch immer wieder neue hinzu. Die Musik bleibt tendenziell kirchengebunden. Der Verband bringt in regelmäßigen Abständen neue ‚Bläserhefte‘ heraus. Qualitativ haben sich die Posaunenchöre stark weiterentwickelt. Einen aus den Siebzigern möchte man heute nicht mehr hören.“

Sie haben immer den engen Kontakt zum evangelischen Posaunenchor in Veitsbronn gefördert. Warum war/ist Ihnen das so wichtig?

„Wir verdanken die Existenz unseres katholischen Posaunenchores ganz klar dem evangelischen Posaunenchor in Veitsbronn. Pater Andreas wollte unbedingt auch ‚seinen‘ Chor haben. Schon weil ich selbst gerne blase, gehe ich oft am Donnerstag ‚zu den Evangelischen‘ in die Probe. Einige evangelische Bläser kommen am Montag zusätzlich ‚zu den Katholen‘. Daraus sind viele jahrzehntelange Freundschaften entstanden. Zu guter Letzt verdanken wir dem Verband evangelischer Posaunenchöre in Bayern und dem Bezirk Fürth unendlich viel Input von Schulungen, Veranstaltungen und Notenmaterial. Ohne die Arbeit der evangelischen Chöre in Bayern und Deutschland wären wir nicht denkbar.“

Sie wurden für ihr 40-jähriges Engagement im Katholischen Posaunenchor doppelt geehrt. Was war das für ein Gefühl?

„Das Gefühl kann ich schwer beschreiben. Natürlich habe ich mich sehr gefreut und ich muss sagen, dass ich für beide Auszeichnungen außerordentlich dankbar bin. Die hohe Wertschätzung, die mit beiden Auszeichnungen verbunden ist, strahlt auch auf den Chor und die Bläserarbeit in Veitsbronn aus.“

Wollen Sie das 50-jährige Jubiläum als Chorleiter noch „voll machen“?

„Man wird sehen. Mein Traum ist es, dass sich ein Nachfolger so zeitig findet, dass ich noch ein paar schöne Jahre als Bläser dabei sein darf. Das ist mir lieber, als eine bestimmte Zahl an Jahren voll zu machen“.

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen: Wie wird sich der Posaunenchor in den nächsten zehn Jahren entwickeln?

„Mit den Erfahrungen der letzten 15 Monate, kann ich mir gut vorstellen, dass wir öfter auch ‚draußen‘ spielen. Also nicht nur im Gottesdienst in der Kirche, sondern auch ohne besondere Anlässe zum Beispiel Sonntagnachmittag an irgendwelchen Plätzen. Ob sich instrumental mal was ändert? Schlagzeug, Holzbläser, Pauken? Wer weiß. Derzeit ist ein Trend weg von der Posaune hin zum Euphonium festzustellen. Vor Jahrzehnten ging es vom Flügelhorn zur Trompete. Eines wird die Posaunenchöre – auch unseren – durch die Zeiten tragen: Wir blasen zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.“

© JOSH 2021

probt immer montags von 19:45 Uhr bis 21:15 Uhr. Die Proben finden im Pfarrsaal in der Friedrichstraße 6 in Veitsbronn statt. Gastbläser sind ohne Voranmeldung jederzeit willkommen. Auch über Neubeginner oder Wiedereinsteiger jeden Alters freuen sich die Chormitglieder.

www.katholischer-posaunenchor-veitsbronn.de